Category Archives: Bewusstsein / consciousness

Geld regiert die Welt – wie können wir die Macht zurückgewinnen?

Veranstaltung mit Kelly Bryson und Jens Martignoni

am Mittwoch 24. Oktober 2018, 19:00 Uhr (bis ca. 21.30)
in der Wunderkammer, Glattpark, Zürich

Englisch mit deutscher Übersetzung

Während unser kapitalistisches Wirtschaftssystem sich immer noch am Menschenbild des “Homo Oeconomicus” orientiert, weiss die Psychologie schon längst, dass wir weit mehr sind als durch ausgefeilte Anreizsystem dressurbedürftige Egomanen. Mehr Verbindung zwischen diesen beiden Metiers ist längst überfällig, um einen Weg aus dem sich momentan abspielenden Desaster zu finden.

Mit dem Ziel radikaler Bedürfnisbefriedigung inszenieren wir ein exklusives Treffen zweier herausragenden Experten ihres Gebietes in der Wunderkammer im spritzigen Fishbowl-Format.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fishbowl_(Diskussionsmethode)

 

 

 

 

 

 

 

Der kalifornische Psychotherapeut Kelly Bryson befindet sich gerade auf von Kommune zu Kommune auf Europatournee, um mit einer Mischung von Gewaltfreier Kommunikation, Psychodrama und einer radikalen Kultur der Transparenz das “Energielevel” zu boosten.

Während Kelly Bryson betont, wie wir als Individuen oder auch Gruppen die Beschränkungen unseres Geldsystemes überwinden können, forscht Jens Martignoni mehr daran, wie wir durch neue Wirtschafts- und Organisationsformen wie Alternativwährungen und/oder Genossenschaften ein besseres Miteinander erreichen können.

Kelly Bryson MA, MFT, lizensierter Psychotherapeut, authorisierter Trainer für das Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation und Author des Bestsellers “Sei nicht nett, sei echt: Das Gleichgewicht zwischen Liebe für uns selbst und Mitgefühl mit anderen finden.”

Jens Martignoni, MBA, Ing. FH Projektleiter für Forschung an Komplementärwährungen, Genossenschaften und Community Networks beim Verein NetHood, Zürich, sowie Dozent für Management an der Fernfachhochschule Schweiz FFHS, Brig. Dissertationsprojekt zu genossenschaftlichen Zahlungsmitteln an der Universität zu Köln. Author des Buches “Das Geld Neu Erfinden – Alternative Währungen verstehen und nutzen”

Jenseits jeglichen Konkurrenzdenkens erwartet Euch ein Versuch einer Verschmelzung zweier Disziplinen, die sich schon viel zu lange voreinander gedrückt haben!

Organisator*innen: Adrian Oertli und Julia Weber für die selbstorganisierte Lernplattform Openki

Location: Wunderkammer

auf Spendenbasis/ Richtpreis Fr. 30.-

bitte rasche anmelden bei: LINK

 

Tsüri verändern: Ein Buch zum gesellschaftlichen Wandel

Kulturbande ist ein Netzwerk, mit dem Ziel den gesellschaftlichen Wandel zu verstehen, zu fördern und zu dokumentieren. Mit einem gelungenen Crowd-Funding-Projekt konnte ein erstes Buch realisiert werden, das den gesellschaftlichen Wandel in Zürich dokumentiert und Menschen und Initiativen portraitiert, die dabei mittun. Über 30 Autorinnen und Autoren aus verschiedensten Organisationen stellen sich dabei selber vor. Unter anderem haben darin auch FleXibles und die Fachstelle für Konfliktlösung einen Auftritt. Ein guter Grund, das Erscheinen zu feiern:

Buchvernissage, Mittwoch 25. Mai 2016
in der Photobastei, Sihlquai 125, 8005 Zürich

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Weitere Informationen und Buchbestellungen: www.kulturbande.info

Jeder kann die Zukunft mitgestalten…

Buchrezension

Uwe Burka: Eine zukunftsfähige Geld- und Wirtschaftsordnung für Mensch und Natur

Die Wirtschaftssituation unserer Welt wird immer kritischer. Besonders auch in Südeuropa ist in den letzten Jahren durch die unverantwortlichen und unglaublich dreisten Raubzüge auf die Volksvermögen unter dem täuschenden Titel “Eurorettung“ viel verderbliches geschehen. Die Krisenfront rückt also näher und es wird immer drängender dass wir aufwachen und etwas tun. Hier setzt Uwe Burka mit seinem Buch an und er hat nicht nur eine gut lesbare und kritische Analyse der Gegenwartsproblematik zu bieten, sondern vor allem eine Fülle von spannenden und praxisnahen Ideen, wie wir wieder zur Vernunft im Wirtschaften kommen können.

Warum brauchen wir eine zukunftsfähige Geld- und Wirtschaftsordnung? Mit dieser einfachen Frage am Anfang des Buches überholen wir bereits locker die meisten Experten und alle Wirtschaftsführern und Politiker, die sich bis heute nicht damit befassen wollen, obwohl die Probleme sich türmen. Uwe Burka zeigt in der Folge an 23 Antworten auf, wie stark wir in einer Systemkrise und Sackgasse stecken. Er ist natürlich nicht der einzige: Seit vielen Jahren gibt es eindringliche und sehr gut fundierte Bücher, die diese Misere korrekt darstellen und auf die Dringlichkeit von Handlungen hinweisen. Die Fakten liegen also schon lange auf dem Tisch. Wieso ändern wir dann nichts? Die Antwort von Uwe Burka ist einfach, aber zutreffend: Uns fehlen die Ideale! Oder wenn man seine Ausführungen auf Seite 43 und 44 noch etwas präzisiert: Wir sind als Kollektiv süchtig und stecken in ganz schlimmen Suchtstrukturen fest. Die Bequemlichkeiten und der Kick, den uns die heutige konsumorientierte Lebensweise bietet, lässt uns in immer schlimmere Zustände abgleiten, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen. Die grossen Dealer an den Finanzmärkten und in den Banken versprechen uns weiteren unbeschränkten Konsum und wir glauben ihnen und lassen sie uns weiterhin schamlos betrügen und ausnehmen. Gesunde Ideale, wie beispielsweise eine spekulationsfreie Wirtschaft, die jeder Mensch mit einem Gewissen befürworten müsste, werden verunglimpft oder als “Gefahr für die Wirtschaft“ dargestellt. Menschen mit gesundem Wirtschaftsverstand werden in den Medien als Idealisten verhöhnt, sofern ihre Stimmen nicht einfach totgeschwiegen werden.

Dieses Buch ist dagegen eine Wohltat und liefert ganz viele gut begründete gesunde Ideale und Ideen. Es unterscheidet sich dabei auch von amerikanischen Werken, die uns häufig die meist sehr wenigen und breit ausgewalzten Ideen mit personifizierten Beispielen richtiggehend um die Ohren schlagen. Uwe Burka baut dagegen seine Überlegungen sorgfältig auf seiner sehr breiten und fundierten Praxis auf. Man erfährt an vielen Stellen, dass er stark von anthroposophischen Grundlagen ausgeht, aber er zieht überall auch andere Quellen bei, um Zusammenhänge aufzuzeigen und Hinweise zu geben, die auch praktische Relevanz haben.

Zentral im Buch stehen Überlegungen zu einer neuen Geldordnung. Die Erkenntnis dass Geld im Wesentlichen eine Weltbuchhaltung darstellt und dass wir diese Buchhaltung, an der überall manipuliert und betrogen wird, wieder in Ordnung bringen müssen, ist essentiell. Die einfache Vorstellung, dass die Bilanz stimmen muss wird von jedem Unternehmen auf sich angewendet erstaunlicherweise aber nie auf seine Gültigkait auch für unser “Gesamtunternehmen Erde“ erkannt. Uwe Burka baut darauf auf und schlägt in der Folge ein neues realitätsbezogenes Geld oder Lebensgeld vor, dass eine eingebaute Alterung enthalten und einen Wochen-Referenz-Lebenskorb, also einen Warenkorb als Referenz und Deckung haben soll (Seiten 188-195). Das Geld würde durch Schenkung in den Kultur- Bildungs- oder Umweltbereich in den Umlauf kommen. Dieses Modell enthält gute und wichtige Überlegungen. Es gibt interessanterweise auch anderenorts ähnliche Modelle, z.B. das Gradido oder Joytopia-System von Gerd Hückstätt in Deutschland. Der Eindruck, ein solches System sei sehr realitätsfern ist insofern richtig, als dass sich das heutige Geldsystem, das wir als DIE Realität sehen, sehr sehr weit von der echten wirtschaftlichen Realität entfernt hat. Unsere bestehenden Währungen sind optimiert für Finanzcasino, Wucher und Abzocke, was man erst erkennen kann, wenn man als Kontrast ein realitätsbezogenes Geld einmal ernsthaft und vorurteilslos betrachtet.

Das wichtigste Element des Buches wurde gar noch nicht erwähnt: Uwe Burka hat 10’000 Exemplare auf eigene Kosten drucken lassen und verschenkt das Buch an alle, die es gerne lesen oder z.B. im Schulunterricht einsetzen wollen. Denn: Schenken ist gemäss dem Autor das Element, das Zukunft erst ermöglicht. In diesem Sinne ist es auch ein kompromisslos konsequentes Werk und fügt sich nahtlos in die Taten und Aktionen des Autors zugunsten einer lebenswerten menschlichen Zukunft ein, die in der ausführlichen und spannenden Selbstbiografie am Schluss des Buches aufgezeigt werden.

Fazit: Bestellen, lesen, handeln und weitergeben!

Uwe Burka: Eine zukunftsfähige Geld- und Wirtschaftsordnung für Mensch und Natur (2015), 271 Seiten Paperback, Selbstverlag Uwe Burka, 1070 Puidoux

  • Link zur frei herunterladbaren elektronischen Version (pdf) auf der Homepage des Autors: www.aktivZUKUNFTsichern.com
  • Bestellung Schweiz direkt beim Autor mit adressiertem und mit CHF 1.80 frankiertem (möglichst festem) Briefumschlag A5 oder B5:   Uwe Burka, La Vulpillière 10, 1070 Puidoux
  • Bestellung Deutschland mit adressiertem und mit € 1.00 frankiertem (möglichst festem) Briefumschlag A5 oder B5:   Rainer Kroll, Wohnprojektberatung, Durmersheimer Str. 36, 76185 Karlsruhe

fairventure-Kongress 2014 in Berlin

Der dritte fairventure-Kongress findet vom 2.-4. Mai 2014 Berlin statt. Tickets sind noch erhältlich und können on-line gebucht werden. Zum Inhalt:

24.02.2014 (pk): Kulturkreative Projekte, Initiativen und Ideen zeigen immer deutlicher, dass sich ein Wandel von Welt und Leben ereignet. Ökologisch und sozial sinnvoll soll die Welt der Zukunft sein. Es sind zwar noch kleine Anfänge, aber sie funktionieren immer besser. Aus Erfahrungen entwickeln sich Expertisen und Entrepreneure gibt es auch in der Green Economy immer mehr. Der fairventure-Kongress schafft Raum zum Kennenlernen und Kooperieren.

Der Impuls für das fairventure-Format ging im Jahr 2011 sehr maßgeblich von der im vergangenen Jahr verstorbenen Geldexpertin Margrit Kennedy aus. Sie hatte die Ideen von Paul Hawken kennengelernt, der in seinem Buch “Wir sind der Wandel“ von der “größten sozialen Bewegung der Menschheitsgeschichte“ schreibt. Alle Lebensbereiche sind inzwischen davon erfasst. Nun geht es um Austausch, Vernetzung und Kooperation der verschiedenen Menschen und Ideen. Dafür findet, jetzt schon zum dritten mal, nach Leipzig und Langenberg, nun in Berlin, der fairventure-Kongress statt.

Die Veranstaltung lädt vor allem zum Mitmachen ein. Das Programm ist ein bewusster Mix aus Vorträgen, Diskussionen, Workshops, künstlerischen Angeboten und Open-space-Gelegenheiten. Neben vielen anderen namhaften ReferentInnen ist in diesem Jahr auch der Amerikaner Charles Eisenstein zu Gast, der mit seinen Ideen zu einer “Ökonomie der Verbundenheit“ weltweit für Aufsehen sorgt. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung:

www.fairventure.de

Zum Gedenken an Margrit Kennedy, 21.11.1939 – 28.12.2013

Margrit Kennedy (Bild www.margritkennedy.de)Am 28. Dezember 2013 ist die grosse Geldreform-Pionierin und Grande-Dame der Bewegung, Margrit Kennedy in Steyerberg nach kurzer Krankheit verstorben.
Margrit war seit langem weltweit engagierte Aktivistin und anerkannte Expertin in Sachen Geld und Währung und seit einigen Jahren auch Mitglied unseres Beirates. Sie hatte die grosse Fähigkeit sowohl Fachleuten, als auch Laien das Geldsystem und seine Fehler anschaulich und in der richtigen Sprache erklären zu können. Sie war überall wo sie hinkam ein Funke, der das Feuer zu einer Veränderung zum Besseren entzündete. Dabei hatte sie viel Verständnis und Geduld und war getragen von einer grossen Menschlichkeit und dem Glauben an eine gerechtere Welt. 

” â€¦es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Lösungsansätze. Es geht um neue Geldentwürfe, die einen Nutzen optimieren und helfen, Geld zu schaffen, das weder einem krankhaften Wachstumszwang unterliegt noch eine ständige Umverteilung von der großen Mehrheit der Menschen zu einer kleinen Minderheit verursacht – wie unser heutiges Geld das tut.”
(Aus dem Vorwort ihres Buches Occupy Money)

Mit Margrit Kennedy verliert die vielfältige aber verstreute Bewegung zur Reform von Geld und Währungen einen Mittelpunkt und eine treibende Kraft. Es gilt nun, auf dem grossen Fundament, an dem sie mit grossem Engagement gearbeitet hat, weiterzubauen.  Aufklärung, Bildung, Tauschringe, Energiewährungen, neue Geld- und Besitzsysteme, Komplementärwährungen, Vollgeld etc. bis hin zur Schenkwirtschaft müssen weitergetragen und weiterentwickelt werden, um dereinst das bestehende marode Regime ablösen zu können.

Margrits wertvolle und ermutigende Mitsprache als Beirätin unseres Vereins werden wir sehr vermissen. Ihr Lachen und ihre Art, die Dinge direkt auf den Punkt zu bringen hat uns immer wieder inspiriert.

Wir verabschieden uns in Dankbarkeit

Jens Martignoni, Geschäftsführer

Weitere Informationen über Margrit Kennedys Arbeit: www.monneta.org  www.margritkennedy.de

ENGAGE!now Tagungsvideo

Die erste Tagung ENGAGE!now fand am 13. Juni 2013 in Windisch an der Hochschule für Technik statt und ist Teil eines globalen Prozesses, in dem Menschen zusammenkommen, um eine Vision für die Welt zu formulieren, in der sie wirklich leben wollen. Dieser Prozess wird von der veranstaltenden Organisation Evolutionäre Perspektiven in Rüschlikon weiterentwickelt. Das Tagungsvideo bietet einen guten Einblick und macht vielleicht neugierig, das nächste Mal auch dabei zu sein?

Link zum Video

Inhalt, Zitat: Angesichts der heutigen Systemkrisen stehen wir sowohl als Einzelne/r, wie auch als Menschheit an einem Punkt, wo es grundsätzlich zu verstehen gilt, dass die Welt, in der wir leben, nicht vom Himmel fällt, sondern dass unsere Gesellschafts-, Werte- und Wirtschaftssysteme unsere Geistesprodukte sind, die von uns Menschen hervorgebracht und gestaltet werden.

Was ist aus “Treu und Glaube” geworden

Handeln nach “Treu und Glaube” hört sich in unserer Turbowirtschaft schon sehr altmodisch an. Modern ist doch, wenn man sich über solche überflüssigen Hindernisse hinwegsetzt und einfach stärker aufs Gaspedal drückt….?

Doch die Sache hat einen Haken: Wirtschaft geht nicht ohne Vertrauen, es ist sogar das eigentliche Kapital jeder Unternehmung. Unser Beirat, Ethiker Thomas Gröbly redet in einem Interview für den Generalanzeigerder Region Brugg Klartext zur momentanen Entwicklung.

Link zum Generalanzeiger-Beitrag

Oder PDF General_Anzeiger_Wirtschaftsseite_6_21_Maerz

fairventure Kongress 2013

26. – 28. April 2013 in Velbert-Langenberg

Dank dem grossen Erfolg 2012 in Leipzig findet auch in diesem Jahr ein fairventure-Kongress statt, diesmal im Ruhrgebiet, in Velbert-Langenberg. Der zweite fairventure Kongress dreht sich um das Thema “Wir sind der Wandel”. Die Schwerpunkte der drei Tage sind:

  • Der Wandel ist bereits weltweit im Gang
  • Störfall Geld und Krisenmanagement
  • Vorsorge, Nachsorge, Krisenintervention

Fairventure ist auch ein “Mitmach-Kongress”, der Initiativen und Keimpunkte einer neuen nachhaltigen Welt vorstellt und fördert und durch die Inputs und Beiträge der Teilnehmenden vor und während des Kongresses mitgestaltet wird.

Ein gut gemachter Film von Jan Temmel hat die Stimmung des letzten Kongresses wunderbar eingefangen. Im Bonusmaterial finden sich einige Vorträge in voller Länge sowie Beiträge von Bernard Lietaer und Charles Eisenstein. Die DVD, sowie die Tickets zum neuen Kongress finden sich auf www.fairventure.de.

Flyer Vollversion (PDF) zum download LINK

Innovation als Prozess der Verantwortungsübernahme

von Jens Martignoni

Durch Innovation, d.h. durch Neuentwicklung von Produkten oder Dienstleistungen werden wichtige Weichen gestellt, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt. Dass dies so ist wird kaum bezweifelt. Jedoch noch selten wird ein umfassender Zusammenhang zwischen Art und Inhalt einer Innovation und den daraus sich ergebenden Folgen für die Gesellschaft gesehen. Die Tiefe der Verantwortung ergibt sich zum grossen Teil bereits in der Vorgehensweise des Innovationsprozesses. Hier kann beispielsweise das Presencing-Modell von Otto Scharmer Hinweise liefern.

Bei Entscheidungen zu Innovationen in Unternehmen dominieren zumeist folgende zwei Vorgehensweisen:

A)   Besser sein als Konkurrenz: Innovation wird dabei als Vorsprung gegenüber einer (meist ähnlich agierenden) Konkurrenz gesehen. Sinn oder Unsinn des Produktes oder einer weiteren “Verbesserung“ desselben wird dabei kaum hinterfragt. Kurzfristiges Denken dominiert, Folgen werden zumeist ausgeblendet.
(Prozessschritt bei Scharmer: 1. Reacting)

B)   Neue Märkte erschliessen: Innovation wird hier als Mittel verstanden, neues Terrain zu gewinnen und bisher nicht Dagewesenes zu verwirklichen. Da es noch keinen Markt gibt, stellt sich die Frage nach dem Sinn im Zusammenhang mit möglichen Kunden. Um diese zu überzeugen muss man sich bis zu einem gewissen Mass Gedanken machen, ob das Neue auch gebraucht wird.
(Prozessschritt bei Scharmer: 2. Redesigning)

Bei beiden Vorgehensweisen wird der Entscheid, ob eine Innovation angegangen werden soll oder nicht, stark vom zu erwartenden Profit aus entschieden.

Bei fortschrittlichen Unternehmen und vor allem bei Organisationen des Dritten Sektors (NGO’s) wird dagegen bereits eine andere Fragestellung zugrundegelegt:

C)   Wie begegnen wir den gegenwärtigen Gesellschaftsfragen: Innovation wird hier als Mittel zur Lösung von Problemen in einem Zusammenhang verstanden. Das Denken ist mittelfristig und stark auf Nachhaltigkeit bezogen. Ressourcen werden primär eingesetzt, um das identifizierte Problem zu bearbeiten, nicht um Gewinne zu erzeugen. Sinn ergibt sich dabei unmittelbar. (Scharmer: 3. Reframing)

Häufig wird jedoch noch nicht darüber nachgedacht, was passieren soll mit der Problemlösung, wenn die Probleme einst gelöst sein werden. Das kann dann eine eigene Kategorie von Schwierigkeiten hervorrufen.

In neuester Zeit werden nun vermehrt Überlegungen zu einem vierten, noch weitergreifenden Verständnis von Innovation gemacht. Der Ansatz dazu lautet:

D)   Wohin soll sich die Gesellschaft entwickeln und wie können wir den Weg dahin gestalten: Innovation wird hier zum Prozess der Verbindung mit dem Ganzen und zur Suche nach Lösungen, die möglichst viele Zusammenhänge erfassen. Die Erfordernisse der Zeit werden dabei ebenso miteinbezogen, wie die Visionen für eine bessere Zukunft. Dabei ist auch die Erkenntnis des “Nicht-Tuns“ inbegriffen, das heisst, dass man sich entscheiden kann eine mögliche Innovation, die vielleicht wirtschaftlich sehr erfolgreich sein könnte, nicht zu tun, z.B. weil deren Folgen nicht absehbar sind (Atomenergie, Gentechnik).
(Scharmer: 4. Regenerating)

In einem solch erweiterten Verständnis von Innovation findet auch die Natur ihren Platz. Durch genaue und möglichst vorurteilsarme Beobachtung von Lebewesen und ihrem Verhalten und indem wir uns als Menschen miteinschliessen, wie es z.B. im Biomimicry-Ansatz geschieht, gelingt es, die Natur als Lehrmeisterin zu gewinnen und Respekt zu lernen und zu vertiefen. Der Innovationsprozess kann so in der Verantwortung des Unternehmens für den von ihm gewählten Tätigkeitsbereich verankert werden. “Innovative Lösungen“ sind damit nicht nur Marketing-Gags, sondern werden auch von den beteiligten Menschen mitgetragen und verantwortet. Nur so lässt sich ein wirklicher, also nachhaltiger Beitrag an die Entwicklung von Menschen, Gesellschaft und Erde überhaupt finden. Solche Beiträge zeichnen sich auch aus durch eine innere Stimmigkeit und Sinnhaftigkeit.

Gute Beispiele solcher Innovationen finden sich unter anderem im Buch “Worldchanging“ herausgegeben von A.Steffen, das letztes Jahr in einer ergänzten und erweiterten Auflage erschienen ist.

Literaturhinweise:

  • Benyus, J.M.: Biomimicry: Innovation inspired by nature, Harper 2002
    -> Biomimicry-Institute
  • Scharmer, O.C.: Theorie U – von der Zukunft her denken, Auer 2009
    -> Otto Scharmer
  • Steffen, A.: Worldchanging: A users guide for the 21st century, Abrams 2011
    -> Worldchanging

Wie wollen wir leben- Kinder philosophieren über Nachhaltigkeit

Buchrezension

Eberhard von Kuenheim Stiftung, Akademie Kinder Philosophieren (Hrsg.)

oekom verlag München, 2012

Ist Philosophie zu etwas nütze? Diese ewig misstrauische Frage könnte man auch bei diesem Buch über Nachhaltigkeit stellen, wenn sogar Kinder noch zum Philosophieren gebracht werden sollen. Wer jedoch etwas weiter darüber nachdenkt, wo Nachhaltigkeit beginnt – im Denken – kann jedoch ein solches Ansinnen nur begrüssen. Überhaupt sind Kinder eigentlich die geborenen Philosophinnen und Philosophen, denn sie stellen ganz unbefangen ihre Fragen und geben Antworten, die ihr eigenes Denkgebiet erweitern und vertiefen. Solches hört dann leider bei vielen Erwachsenen auf, die sich häufig auf die Gebiete beschränken, die sie einmal (z.B. in der Kindheit) kennengelernt haben. Beim Unterfangen, bereits Kindern den Wert der Nachhaltigkeit zu vermitteln, ist deshalb der Weg der Philosophie eine wichtige Sache.

Das vorliegende Buch ist dabei als ganz praktische Anleitung aufgebaut – eigentlich ein Buch für Lehrkräfte, die gerne mit Kindern zusammen in dieses Gebiet einsteigen wollen.

Neben grundsätzlichen Einführungen zum Begriff der Nachhaltigkeit, zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und zum Warum des Philosophierens, geht es vor allem um die Methodik. Mit einer sorgfältigen Einführung und Anleitung zum Philosophieren wird der geeignete praxiserprobte Rahmen abgesteckt, der für die Arbeit mit Kindern verwendet werden kann. Das weite Gebiet der Nachhaltigkeit wird dann in folgenden, beispielhaften philosophischen Einheiten behandelt:

  • Mensch und Natur
  • Konsum
  • Gemeinschaft
  • Lebensfreude
  • Kultur
  • Zukunft

Zu Beginn jeder Einheit erscheinen die verwendeten Fragen, die eigentlichen Schlüssel zu den Gesprächen. Beim Thema Mensch und Natur sind dies z.B.: Wem gehört die Natur?“, Ist der Mensch wichtiger als die Natur? oder Sind alle Tiere gleich viel wert?. In den Einheiten werden dann weitere Vertiefungsfragen oder Gedankenexperimente angeboten. Eine Liste mit den verwendeten Materialien oder Anregungen zu vertiefter Forschung werden ebenfalls angegeben. Beispielhaft sind auch Antworten von Kindern eingestreut. Spannend wäre es gewesen, wenn auch ein vollständiges Protokoll einer solchen Philosophierunde gezeigt würde. Vielleicht ist dieses Fehlen jedoch bewusst, denn so ist man auf eigene Experimente angewiesen, um die Wirkung der gegebenen Rezepte bei den kleinen DiskussionspartnerInnen zu erfahren.

Insgesamt also ein Buch, das auffordert, tätig zu werden. Das ist im Bereich Nachhaltigkeit heute besonders nötig und weil es sich an die nächste Generation richtet, wird es besonders glaubwürdig. Doch vorsichtig: Viele Fragen könnten zwar die Kinder beflügeln, aber vielleicht die Erwachsenen überfordern. Viele von uns Älteren hatten leider nie die Gelegenheit, so ungezwungen, konstruktiv und doch ernsthaft über die Zukunft von Menschheit und Erde nachzudenken, wie es in diesem Buch vorgeschlagen wird.

Fazit: Sehr empfehlenswert für die Arbeit mit Kindern, sei es zu Hause oder in Schulen.

Das Buch ist erhältlich direkt beim Verlag:

www.oekom.de

oder bei

http://www.amazon.de/Wie-wollen-leben-philosophieren-Nachhaltigkeit/dp/3865812295/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1335188065&sr=8-3

Weiterführende Links:

http://www.kinder-philosophieren.de/