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Ein lebendiges Quartier braucht ein lebendiges Geld

Der 5. September stellte ein ganz besonderer Meilenstein für das Neubauprojekt auf dem Hunziker Areal in Zürich Nord dar. Nur ein paar Minuten von der gigantischen Baustelle der Genossenschaft mehr als wohnen entfernt, präsentierten das Projektteam der Fachhochschule Nordwestschweiz, der Hochschule Luzern und der Verein FleXibles die Idee einer Quartierwährung, der Öffentlichkeit. Rund 30 Interessierte waren der Einladung gefolgt, um mehr über das innovative Vorhaben im entstehenden Quartier zu erfahren und darüber zu diskutieren.

Das Projektteam präsentiert die Quartierwährung

Projektteam_mawMartin Klöti, federführender Impulsgeber des Projekts, umriss zu Beginn die Entstehungs-geschichte und die Motivation, welche hinter dem Unter-fangen steckt. Anlässlich einer Summer-School mit enthusiastischen jungen Studierenden aus aller Welt, welche sich mit Engagement und Begeisterung für eine nachhaltige Lebensqualität interessierten, wurde das Projekt einer Komplementärwährung geboren. Es zielt darauf ab, mit einer eigens gestalteten Quartierwährung die Talente der Menschen zu fördern, den Genossenschaftsgedanke zu leben sowie die regionale Wirtschaft zu stärken.

Die Vorteile einer solchen Quartierwährung erklärte anschliessend Jens Martignoni, Geschäftsführer von FleXibles und Projektleiter der FHNW. Um nur eine kleine Auswahl zu nennen: Die zukünftigen Bewohnenden erhalten die Möglichkeit durch eine solche Währung, welche Sie durch verschiedene Quartierjobs oder eigene Angebote, wie z.B. einen Kinderhütedienst, verdienen, ein gemeinschaftswohlorientiertes Geld zu erleben. Indem die Bewohnenden sich mit ihren spezifischen Fähigkeiten beteiligen, wird die Kreativität gefördert und zugleich können diese Talente gewinnbringend eingesetzt werden. Der wirtschaftliche Spielraum wird erweitert denn es können auch viele Dinge aus dem Bedarf des täglichen Lebens abgedeckt werden.

Aus dem Publikum gab es sogar schon Pläne, wie man das Quartiergeld nennen könnte: “Leutschi“. Eine sehr junge Zuhörerin bemerkte begeistert: “Der Leutschi trägt dazu bei, dass das Geld auf der einen Seite nicht so angehäuft wird, dass auf der anderen Seite nichts mehr übrig bleibt.“ Die Quartierwährung ist eine Motivation sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Das Mitmachen ermöglicht Beziehungen, welche das Quartier lebendig und einzigartig macht.

Für die Baugenossenschaften insgesamt ist dieses Projekt ein ganz neues Thema, welches in dieser Weise so noch nie bearbeitet wurde. Peter Schmid, Präsident der Baugenossenschaft mehr als wohnen verdeutlichte, dass sie den Rahmen sowie die Werkzeuge für ein solches Projekt weiterhin gerne zur Verfügung stellen. Er betonte aber auch, dass das Gelingen und Mittragen dieses Projektes auf der Partizipation der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner beruht. Die Leute sollen nicht gezwungen werden, sondern sich frei dazu entschliessen können mitzumachen. Folgte man den frischen Theatereinlagen der Projektgruppe, welche die Funktionsweise der geplanten Quartierswährung thematisierten, dann ist der Erfolg gewiss.

Angeregte Publikumsdiskussion

In der DiskussPublikumsdiskussion an der Veranstaltungion mit dem Publikum wurden die kritischen Fragen vertieft aber gleichzeitig auch bestärkt, dass das Projekt Unterstützung findet. Fragen aus dem Publikum betrafen steuerrechtliche Fragen und die konkrete Umsetzung der Währung und deren Handhabe bei der Bezahlung. Die Währung auf dem Hunziker Areal beruht darauf, dass Sie gemeinschaftlich durch die Bewohner und die Genossenschaft akzeptiert wird. Beim anschliessenden Apéro wurde deutlich, dass den Anwesenden und vielleicht zukünftigen Bewohnenden die Idee gefällt, etwas mit einem neuen Geld in ihrer Umgebung zu bewirken.

In einer nächsten Phase wird die Bildung einer Quartiergruppe von vier bis fünf Leuten angestrebt, um die Umsetzung der Idee weiterzuverfolgen. Interessierte, welche sich an dieser Gruppe beteiligen oder weitere Informationen erhalten möchten, können gerne eine E-Mail senden an:

mail (at) flexibles.ch

Das Projektteam freut sich über Ihre Anregungen, Ihr Interesse und hofft dass das Sparschweinchen, welches dem Projektteam durch Monika Sprecher, Geschäftsleiterin von mehr als wohnen, am Schluss überreicht wurde bald mit den ersten Leutschis gefüllt werden kann.

ENGAGE!now Tagungsvideo

Die erste Tagung ENGAGE!now fand am 13. Juni 2013 in Windisch an der Hochschule für Technik statt und ist Teil eines globalen Prozesses, in dem Menschen zusammenkommen, um eine Vision für die Welt zu formulieren, in der sie wirklich leben wollen. Dieser Prozess wird von der veranstaltenden Organisation Evolutionäre Perspektiven in Rüschlikon weiterentwickelt. Das Tagungsvideo bietet einen guten Einblick und macht vielleicht neugierig, das nächste Mal auch dabei zu sein?

Link zum Video

Inhalt, Zitat: Angesichts der heutigen Systemkrisen stehen wir sowohl als Einzelne/r, wie auch als Menschheit an einem Punkt, wo es grundsätzlich zu verstehen gilt, dass die Welt, in der wir leben, nicht vom Himmel fällt, sondern dass unsere Gesellschafts-, Werte- und Wirtschaftssysteme unsere Geistesprodukte sind, die von uns Menschen hervorgebracht und gestaltet werden.